Stille Kündigung: Was ist Quiet Quitting und wie kann man sie verhindern?
Lesezeit 5minWenn einer Ihrer Mitarbeiter plötzlich keine Eigeninitiative mehr zeigt und den Arbeitseinsatz immer weiter zurückschraubt, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass die Person innerlich bereits gekündigt hat.
Für eine innere Kündigung gibt es eine Reihe von Gründen; am häufigsten gehören Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit dazu. Die innere Kündigung betrifft vor allem Grossunternehmen, da die Struktur für gewöhnlich weniger persönlich ist und sich Mitarbeiter nicht genug integriert fühlen.
Wir wollen Ihnen erklären, auf welche Anzeichen für eine innere Kündigung Arbeitgeber achten sollten und wie man dieses Problem erfolgreich vermeiden kann.
Da die Produktivität eines Mitarbeiters, der innerlich gekündigt hat, stark abfällt, sollten Unternehmen daran arbeiten, diesen Zustand zu verhindern.
Was versteht man unter innere Kündigung?
Eine innere Kündigung ist ein Zustand, in dem ein Mitarbeiter nur noch das Minimum an Arbeit leistet und alle zusätzlichen Leistungen und jegliches Engagement verweigert.
Dies macht sich zunächst an der fehlenden Motivation des Mitarbeiters bemerkbar, der gedanklich mit dieser Stelle bereits abgeschlossen hat. Arbeitnehmer haben zwar die Option, ihren Job zu kündigen, können dies aber oft aus persönlichen Gründen nicht und quälen sich somit durch den Arbeitsalltag.
In der Arbeitspsychologie wird dieser Zustand als verdeckter Konflikt eines Mitarbeiters verstanden, der passiv-aggressiv gegen das Arbeitsverhältnis protestiert.
Da die betroffene Person die Unzufriedenheit nicht öffentlich äussert, bleibt sie oft unbemerkt und wird erst an der fallenden Leistungskurse sichtbar.
In vielen Fällen führt die stille Kündigung schliesslich zu einer rechtskräftigen Kündigung und dies bedingt den Anstieg der Mitarbeiterfluktuation innerhalb des Unternehmens.
Unterschiede zwischen innerer Kündigung und „Quiet Quitting“
Die innere Kündigung ist nicht gleichzusetzen mit dem Zustand des Quiet Quitting. Wenn Mitarbeiter innerlich gekündigt haben, verweigern sie die Arbeitsleistung aufgrund mangelnder Anerkennung und fehlender Perspektiven.
Beim Quiet Quitting hingegen haben die Mitarbeiter noch Spass an der Arbeit, entscheiden sich aber bewusst dazu, kein zusätzliches Engagement in den Job einzubringen.
Immer mehr Menschen schenken dem Privatleben mehr Bedeutung und verweigern zusätzliche Leistungen, selbst wenn diese bezahlt sind. Arbeitnehmer mit einem hohen affektiven Commitment zeigen Eigeninitiative und sind daran interessiert, das Arbeitsverhältnis ständig zu verbessern.
Ein kalkulatorisches Commitment besteht dann, wenn Mitarbeiter nur aus Notwendigkeit bei ihrem Job bleiben und ausschliesslich eigene Ziele verfolgen.
Quiet Quitter liegen in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen.
Die fünf Phasen der inneren Kündigung
Eine Kündigung wegen Unzufriedenheit geschieht nicht über Nacht, denn hier kommen eine Reihe von Faktoren zusammen, die die betroffene Person belasten. Meist zieht sich dieser Prozess über mehrere Monate oder auch Jahre hinweg und der Frust des Mitarbeiters steigt kontinuierlich. Allgemein unterteilt man eine innerliche Kündigung in fünf verschiedene Phasen:
1. Frustration: Der Mitarbeiter fühlt sich unzufrieden aufgrund von Misserfolgen oder ist mit dem Führungsverhalten des Arbeitgebers nicht zufrieden. Zusätzlich kommen häufig Gründe wie zu hoher Leistungsdruck oder ein schlechtes Arbeitsklima hinzu.
2. Die Leistung wird eingeschränkt: Die Eigeninitiative lässt nach und der Arbeitsaufwand wird auf ein Minimum reduziert.
3. Resignation: Der Mitarbeiter zieht sich zurück und leistet nur noch den Dienst nach Vorschrift.
4. Völlige Demotivation: Krankmeldungen häufen sich und der Mitarbeiter beginnt mit einem passiv-aggressiven Protest. Die Mitarbeitermotivation erreicht den Tiefpunkt.
5. Verlassen des Arbeitsplatzes: Im letzten Schritt kommt es entweder zu einem Jobwechsel oder zur Kündigung.
Mögliche Gründe für eine innere Kündigung oder „Quiet Quitting“
Für die stille Kündigung und für Quiet Quitting gibt es verschiedene Ursachen. Mitarbeiter haben etwa den Eindruck, dass ihre Erwartungen an den Job nicht erfüllt werden und empfinden ihre Tätigkeit zunehmend als sinnlos.
Zusätzlich können Auseinandersetzungen mit Kollegen oder Führungskräften ein Grund für den Rückzug sein. Hierarchische oder autoritäre Führungsstile werden von Mitarbeitern als negativ wahrgenommen und wirken sich oft negativ auf das Engagement aus.
Des Weiteren können auch übertriebene Kontrollen durch den Arbeitgeber zu diesem Zustand führen. Grosse Veränderungen innerhalb der Organisation oder im Arbeitssystem, mit denen der Mitarbeiter nicht übereinstimmt, werden ebenfalls oft als Grund angebracht.
Kennzeichen eines mentalen Jobausstiegs
Als Arbeitgeber sollten Sie auf folgende Kennzeichen achten, um eine Kündigung seitens des Mitarbeiters zu verhindern:
- Krankheitstage eines Mitarbeiters häufen sich plötzlich
- Die betroffene Person klagt oft über das Arbeitsverhältnis und äussert sich zunehmend sarkastisch
- Der Mitarbeiter bringt keine neuen Ideen ein
- Die Arbeitszeit wird nur abgesessen
- Angebote zur beruflichen Weiterbildung werden verweigert
- Private Interessen dominieren den Arbeitsalltag
So beugen Sie innerer Kündigung und Quiet Quitting vor
Innere Kündigungen stellen vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels eine enorme Belastung für Unternehmen dar, die somit wichtiges Personal und qualifizierte Talente verlieren.
Da Einstellungsprozesse viel Zeit in Anspruch nehmen und ebenso viele Ressourcen benötigen, sollten Sie als Unternehmen versuchen, den Arbeitsplatz für Ihre Arbeitnehmer so angenehm wie möglich zu gestalten. Zu den effektiven Lösungen gehören unter anderem:
Suchen Sie den Kontakt zu Ihren Mitarbeitern
Mitarbeiter fühlen sich oft missverstanden, wenn der Kontakt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer fehlt. Durch regelmässige Gespräche mit Ihren Mitarbeitern können Sie herausfinden, ob sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen oder welche Verbesserungen nötig sind. Hier können auch alternativ, anonyme Umfragen zur Zufriedenheit geführt werden.
Bieten Sie Ihren Mitarbeitern attraktive Vergünstigungen
Vergünstigungen wie flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungskurse, faire Prämien und Boni und die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, sorgen für mehr Motivation bei Ihren Angestellten.
Würdigung der Arbeitsleistung
Wenn Mitarbeiter gute Leistungen vollbringen, sollte dies auch gewürdigt werden. Wertschätzung geht über ein blosses Lob hinaus und bezeichnet die Anerkennung der gesamten Person. Dies können Arbeitgeber durch Respekt, Selbstwirksamkeit der Arbeitnehmer und Gestaltungschancen für Angestellte erreichen.
Sorgen Sie für ein gutes Arbeitsklima
Zu einem guten Arbeitsklima gehören Faktoren wie ein hohes Mass an Respekt, Hilfsbereitschaft, offene Kommunikation, eine gelassene Stimmung und die Zusammenarbeit von Mitarbeitern auf verschiedenen Hierarchieebenen.
Faire Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten
Ein schwerwiegender Auslöser für Frustration bei Mitarbeitern ist eine unfaire Bezahlung. Bietet ein Job keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten, suchen sich Arbeitnehmer schnell einen anderen Job.
Die innere Kündigung wird durch ein schrittweises Zurückziehen des Mitarbeiters erkenntlich. Die betroffene Person erbringt nur noch ein Minimum an Arbeitsleistung und verweigert jegliches Engagement am Arbeitsplatz.
In den meisten Fällen endet eine innerliche Kündigung mit einer tatsächlichen Kündigung und somit dem Verlust einer Arbeitskraft für das Unternehmen.
Um diesen Zustand zu vermeiden, sollten Arbeitgeber ein möglichst angenehmes Arbeitsumfeld schaffen, in dem sich Angestellte selbst einbringen können und wertgeschätzt fühlen.